Deutschland braucht grüne Fernwärme, um seine Klimaziele zu erreichen

Bislang basiert Deutschlands Wärmeversorgung größtenteils auf fossilen Brennstoffen. Fast die Hälfte der Haushalte heizt mit einer Gasheizung und knapp jeder vierte Haushalt per  Ölheizung. Um in Zukunft erneuerbare Energien zu nutzen, ist ein Technologiewechsel nötig. Im Fokus der Diskussionen stehen daher vor allem der Umstieg auf Wärmepumpen und der Ausbau der Fernwärmenetze.

Die Fernwärmeversorgung ist keine neue Technologie: Über isolierte, meist unterirdisch verlegte Rohre wird warmes Wasser zu den Haushalten gebracht. Diese Wärme wird in der Fernwärmeübergabestation an den Heiz- und Warmwasserkreislauf des Gebäudes abgegeben. Dies ist insbesondere in dicht besiedelten, städtischen Quartieren ein großer Vorteil, da der Wartungs- und Platzbedarf gering ist und eine zuverlässige Wärmeversorgung gewährleistet wird. Derzeit ist fast jeder sechste Mieterhaushalt in Deutschland an ein Fernwärmenetz angeschlossen. In Berlin sind es etwa 40 Prozent und Flensburg ist nationaler Vorreiter mit 92 Prozent aller Haushalte. Branchenverbände gehen davon aus, dass zukünftig fast die Hälfte aller Haushalte an ein lokales Wärmenetz angeschlossen werden könnten.

Fernwärmenetze sind für die Wärmewende besonders wichtig, weil sie (Ab-)wärme aus verschiedenen Wärmequellen aufnehmen können. Während heute viele Wärmenetze noch mit Gas- und Kohlekraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen beheizt werden, lassen sich durch Fernwärme Schritt für Schritt klimafreundliche Wärmequellen integrieren und mittelfristig fossile Anlagen stilllegen. So kann nicht nur industrielle Abwärme, sondern auch Umweltwärme (thermische Energie, die in der Luft, dem Erdreich oder dem Wasser gespeichert ist) mithilfe von großen Wärmepumpen an das Netz angeschlossen werden.

Für die Wärmewende sind Fernwärmenetze eine ideale Ergänzung zur privaten Wärmepumpe, da sie sich besonders gut in stark verdichteten Innenstädten eignen. Mit relativ kurzen Leitungen können viele Haushalte mit Wärme versorgt werden. In Stadtgebieten und Kommunen, wo bislang kein Fernwärmenetz liegt, soll die kommunale Wärmeplanung Sicherheit bringen, wo zukünftig Wärmenetze verlegt werden sollen.

Durch die Versorgung vieler Abnehmerinnen und Abnehmer werden nachhaltige Technologien wirtschaftlich und die Erschließung weiterer Wärmequellen möglich. Die Dekarbonisierung und der Ausbau der Fernwärme werden so zentrale Bausteine der Wärmewende. Beim Anschluss an ein Fernwärmenetz entfallen außerdem private Investitionen in eine neue Heizungsanlage, die Wärmeversorgung wird mit der Dekarbonisierung des Wärmenetzes automatisch nachhaltig. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat in diesem Zusammenhang eine Stärkung der Rechte von Mieterinnen und Mietern und mehr Transparenz bei der Preisgestaltung gefordert, um Fernwärme für möglichst viele Haushalte attraktiv zu machen.