Erdgas ist nicht klimafreundlich

Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan – je nach Ursprung zwischen 75 und 99 Prozent. Nach der Landwirtschaft, und hier vor allem der Massentierhaltung, ist die Erdöl- und Erdgasindustrie die zweitgrößte Emittentin von Methan. Methan ist für etwa ein Viertel des Treibhauseffektes verantwortlich. Im Vergleich zu CO2 hat es zwar eine geringere Verweildauer in der Atmosphäre, dafür aber in den ersten 20 Jahren einen mindestens 86-fach höheren Erwärmungseffekt und ist dadurch besonders klimaschädlich. Die kurzfristige, aber starke Wirkung von Methan hat einen enorm negativen Einfluss auf das Überschreiten der sogenannten Klima-Kipppunkte. Wenn Kipppunkte überschritten werden, setzen Entwicklungen ein, die auch mit Gegenmaßnahmen nicht mehr aufgehalten werden können. Das betrifft zum Beispiel das Abschmelzen des grönländischen Festlandeises, was den globalen Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen lassen würde.

Bei der Förderung, bei der Aufbereitung, beim Transport, bei der Speicherung und bei der Verwendung von Erdgas entstehen Methan-Emissionen. Beim Transport beispielsweise sind undichte Stellen an Absperrarmaturen oder Verdichterstationen die Ursache. Daneben wird Erdgas und somit auch Methan durch bewusstes Ablassen, um Druck zu reduzieren, freigesetzt. Aber auch nach der Stilllegung von Bohrlöchern kann weiterhin Methan aus ihnen entweichen. Aus zwei Millionen der drei Millionen stillgelegten Bohrstellen in den USA entweicht aktuell Methan, was Expertinnen und Experten unter anderem als Ursache für den Anstieg von Methan in der Atmosphäre sehen.

Wenn Erdgas über Fracking gewonnen wird, sind die Methan-Emissionen noch höher als bei konventioneller Förderung. Laut dem Weltklimarat war die Methankonzentration im Jahr 2021 in der Atmosphäre so hoch wie seit 800.000 Jahren nicht mehr.

Da die bei der Verbrennung von Erdgas entstehenden CO2-Emissionen niedriger sind als die bei Kohle oder Erdöl, wurde Erdgas lange als klimafreundliche Alternative zu Kohle und Erdöl betrachtet. Diese Sichtweise ignoriert zum einen die kurzfristig höhere negative Klimawirkung von Methan im Vergleich zu CO2 und zum anderen die Emissionen in der kompletten Lieferkette. Die meisten Emissionen entlang der Lieferkette entstehen nicht direkt in Deutschland, daher sind die gefährlichen Methan-Emissionen auf den ersten Blick nicht in der Treibhausgasbilanz von Deutschland erkennbar. Trotzdem trägt unser Land auch dafür mit Verantwortung.